– Social Media Performance und szenisches Konzert
Die fiktionale Band “Monstera und die Gaia-Gewächse” identifiziert sich mit Pflanzen und stellt sie ins Rampenlicht. Denn Pflanzen sind mehr als nur trendige Lifestyle-Objekte im Regal. Die Protagonistin und Plantfluencerin Becky findet heraus, dass Pflanzen hochgradig sinnliche und bedeutende Wesen sind. Auf ihrem Instagram-Channel (@monstera_musik) ist bereits ein Wandel erkennbar: Menschen brauchen Pflanzen, ohne sie wären wir gar nicht am Leben..!
Mit zwei Musikerinnen entsteht eine temporäre Band und eine Musikperformance, die den Menschen als “Krone der Schöpfung” radikal abschaffen will. Sie experimentieren mit Bildern, Texten aber vor allem mit Musik als Abgesang auf das anthropozentrische Weltbild, in denen Pflanzen nur als Deko- oder Nutzobjekte eine Rolle spielen und nicht als die mächtigen Player und überlebenswichtigen Partner angesehen werden, die sie sind. Den Pflanzen eine angemessene Stimme zu geben bereitet ihnen Kopfzerbrechen. Doch noch viel schwerer scheint es, die Menschen dazu zu bringen, nicht nur zuzuhören und zu nicken, sondern sie nachhaltig umzustimmen…
Auf ihren gestreamten Konzerten forscht die Gruppe live daran, wie sich das festgefahrene Verhältnis zwischen Menschen und Pflanzen verändern lässt und wie wir dieses Denken in unserer Gesellschaft verwurzeln könnten. Die Zeit ist überreif, eine andere Beziehung zu diesen grünen Geschöpfen zu leben, das sind wir den Pflanzen (und uns selbst) schuldig!

Instagram/TikTok: @monstera_musik
Konzerte am 8. und 9. Juni 20 Uhr in Hannover, OSCO auf dem PLATZprojekt (Fössestraße 103, 30453 Hannover)
am 10. Juni 20 Uhr in Uelzen, Neues Schauspielhaus Uelzen
und am 24. Juni in 11.30 Uhr Einbeck, Aula der Goetheschule
Alle Konzerte auch als Live-Stream verfügbar! mail: kontakt@agentuerfuerandereswachstum.de
Ein Projekt von der Agentur für anderes Wachstum e.V.
Von und mit: Leila Antary, Robin Bongarts, Rebecca Junghans, Doro Kurtz, Thomas Yutaka Schwarz, Alessa Stupka und Tobias Weiß
Gefördert von





Prolog
Pflanzen gibt es seit 460 Millionen Jahren. Den Homo sapiens erst seit 300 Tausend. Doch
seit Aristoteles die Pflanzen in seiner Weltordnung ganz klar unter den Tieren und nur ganz knapp über den Steinen einsortiert hat, sind diese stillen, grünen Lebewesen dem
Menschen im besten Fall ein Rätsel, im schlechtesten Fall nimmt man sie überhaupt nicht als lebendig wahr. Haben wir Pflanzen seit Jahrhunderten völlig unterschätzt? Eine der Konsequenzen unseres katastrophalen Fußabdrucks, den wir auf die Erde einstampfen, ist, dass Pflanzen für unsere Gegenwart und Zukunftsforschung unabkömmlich sind und wir uns sehr viel von ihnen abschauen können. Unser anthropozentrisches Weltbild erweist sich
als ziemlich kurzsichtig, im Gegensatz zu dem der Pflanzen, die mit den Prinzipien der Genügsamkeit und der Kooperation eine wesentlich nachhaltigere Lebensform führen. Sind
Pflanzen etwa die “besseren Menschen”? Die Band “Monstera und die Gaiagewächse” ist davon überzeugt…
Ursprung/Ausgangslage
Die Idee für das Vorhaben entstand während des Jahresprojekts 2020, “PLANTKINGDOM – fremde Welten” am Theater a.d. Glocksee – bei dem das Thema und die Rolle der Pflanzen vielfältig bearbeitet wurde und welches gerade mit dem Theaterpreis des Bundes 2021 ausgezeichnet wurde. In diesem Projektrahmen gab es Indikationen wie die “singenden” Pflanzen von BeatofthePlants oder den philosophischen Liederabend “Salon des Plantes”
und doch ist der Themenkomplex bei Weitem noch nicht erschöpft, da er paradigmatisch für das Verhältnis vom Menschen zur Natur im Anthropozän steht. Jetzt wollen wir im Künstlerkollektiv gezielt ein Stück entwickeln, das Wissen und Sinnlichkeit mithilfe des
digitalen Raumes einem jungen Publikum nahe bringt: Anhand des Phänomens ‘Pflanze’ wird die Welt als zusammenhängender Organismus erforscht; das Format und das Setting sind im Kontrast dazu in der aktuellen Pop-/bzw. Digitalkultur verortet und das Thema wird zeitgemäß per medialer Selbstdarstellung und Reflexion der fiktiven Band musikalisch verhandelt.
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Umsetzung
In unserer thematischen Recherchephase gehen wir mit jungen Wissenschaftlerinnen – unter Anderem der Botanikerin Giannina Kunz von der Universität Kiel – in den direkten Austausch. Über eine genaue, neugierige und lustvolle Beobachtung der Pflanze, die den Fokus auf ihre Sinne, Fähigkeiten und Kommunikationsweisen lenkt (u.A. nach Mancuso, Baluška), kommen wir zwangsläufig auf die größeren Zusammenhänge der Welt zu sprechen und wie wir sie betrachten und bewerten. (z.B. Gaia Hypothese nach Lovelock/Latour/Haraway). Wichtige Inspirationen für das Spielsetting sind neben den wissenschaftlichen Quellen die leidenschaftliche Atmosphäre bei Bandproben und die hippen Kommunikationsweisen von Influencerinnen sowie der Inszenierungsstil von sog. Contentcreators (insbesondere also die Präsentation der Band auf Social Media). Ästhetisch interessiert uns auch der trashige 70er Jahre Film „The Secret Life of Plants“ und das Format des “TED-Talks”.
Als erzählerisch roter bzw. grüner Faden wird – ganz in der Logik heutiger Selbstdarstellungspraktiken – bereits der Probenprozess als Werdegang des ambitionierten Bandprojekts “Monstera und die Gaiagewächse” inszeniert und regelmäßig live gestreamt. Der grobe Plot lautet:
Eine hochgradig diverse, trans-biologische Band, die sich um die sehr eigensinnige, exzentrische pflanzliche Leadsängerin “Monstera” dreht, bastelt fieberhaft an ihrem
musikalischen Durchbruch – auch um so ihre Wertvorstellungen von der Gleichstellung der Pflanzen der neuen Generation näher zu bringen. Im Projekt wird die Band auf diesem Weg,
der gezeichnet ist von Widerständen und Rückschlägen, medial begleitet. Gemeinsam mit ihren dabei erreichten jungen Followern merken sie zunehmend, dass sie innerhalb
herkömmlicher Grenzen von Musik, Genre und gängiger Selbstvermarktung nicht weiterkommen, und beschließen neue und radikale Wege zu gehen… ( -> radikal ganz im
Sinne v. lat.: radix ‚Wurzel‘, ‚Ursprung’). Mit Hilfe von Biologie, Philosophie und Musik
stoßen sie andere Denkweisen an und räumen gründlich auf mit dem veralteten
anthropozentrischen Weltbild.
Konzeption und Proben finden virtuell vernetzt statt, die künstlerischen Beiträge wachsen
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zusammen und bilden ein hybrides Ganzes. Die Probenzeit gehört hierbei bereits in großen Teilen zur Inszenierung und wird per live-stream von einer wachsenden Community mitverfolgt. Hierbei haben die Zuschauerinnen beispielsweise auf der Plattform twitch die Möglichkeit per Chat direkt mit der Band zu kommunizieren und in das Geschehen einzugreifen. (Einschub: Twitch, erfolgreichste Streaming-Plattform: Anzahl der individuellen Benutzer im März 2020 in Deutschland: 3,58 Millionen. Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/942303/umfrage/online- besucherzahlen-von- twitchde-als-zeitreihe/#:~:text=Diese%20Statistik%20bildet%20die%20Anzahl,3%2C58%20Millionen %20%20Unique%20User.%20%20 ) Als Höhepunkt dieser diskursiven wie medial überbordenden Reise gibt die Band einige Konzerte im “analogdigitalen” Raum, in dem die Zuschauenden entweder live vor Ort sind oder ebenfalls per Stream zugeschaltet werden können (hybrides Veranstaltungskonzept). Die Musik wird eine wesentliche künstlerische Ebene öffnen und Zuschauende emotional mitnehmen. Alessa Stupka und Leila Antary komponieren in Zusammenarbeit mit Tobias Weiß einen eigenen Soundtrack, bestehend aus Soundflächen (teilweise von den Pflanzen abgeleitet), sowie den eigentlichen Songs der Pflanzenband, die während des Prozesses noch weiter gesponnen werden. Da das Thema der Mensch-Pflanze-Beziehung zentral ist, experimentieren wir zudem mit neuen, digitalen Ästhetiken und greifen insbesondere auf Inszenierungsweisen von Objekt-/und Materialtheater zurück, um Belebtheit/Unbelebtheit und Mikro/Makroperspektive etc. medial auszuprobieren. Dabei wollen wir uns auch der Frage widmen, wie man das Stück insbesondere für ein junges Publikum begreif- und erlebbar machen kann und suchen mit Hilfe von Smartphone-Techniken nach spannenden Interaktionsmöglichkeiten. Die Ausstattung wird extrem auf Mobilität und eher kleinräumige Spielflächen hin gestaltet, z.B. wird mit Projektionen gearbeitet (z.B. Mini-Beamer oder Smartphone- Projektoren) und Pop-Up-/Leichtbau-Bühnenbilder eingesetzt, um die jeweiligen “privaten” Probenräume der Band und später das Konzert auszugestalten. Der “analogdigitale” Raum wird in seiner genauen Größe und medialen Beschaffenheit variabel gehalten. So kommen für die Konzerte auch individuelle und innovative Räume als Aufführungsorte in Frage, wie MONSTERA leere Geschäftsräume, kleinere Konzertbühnen/ Musik-Clubs etc. Das Konzert der fiktiven Band wird schließlich im Rahmen der Förderung 4 mal an unterschiedlichen Orten und unterschiedlichen Locations in Niedersachsen verortet (voraussichtl. Einbeck im südlichen Nds., in der LH Hannover, in Wilhelmshaven und in Uelzen für das nördliche Nds.). Es soll aber darüber hinaus als Performance weiter im Repertoire gehalten werden, weshalb wir die Mobilität, Anpassbarkeit und kostengünstige Reproduzierbarkeit von Anfang an im Blick behalten. Zielgruppe Das Stück ist für Erwachsene aber besonders auch für ältere Jugendliche (ab 14 Jahren) konzipiert. Durch die interdisziplinäre Form Theater – Konzert – Streaming, den hohen Anteil an auditiven und visuellen Reizen und die experimentellen Übergänge digitaler Räume wird auf die bestehende Pandemie Bezug genommen und ein zeitgemäßer Zugang zum Thema und zu Kultur ermöglicht. Über zielgruppengerechte Kommunikationswege kann das jugendliche Publikum direkt und niedrigschwellig erreicht werden. Die inhaltliche Bandbreite spannt sich hierbei zwischen Biologie/Philosophie/Ethik und neuer Medienkompetenz auf und ist somit auch für Schülerinnen ab der Klassenstufe 8 geeignet. Im Vorfeld treten wir mit Schulen und Freizeiteinrichtungen mit Fokus auf die Veranstaltungsorte Einbeck, Hannover, Uelzen und Wilhelmshaven in Kontakt und verbinden Probenprozess, Entwicklung und Werbung mit sozialen Medien (Instagram, TikTok, Twitch, Youtube). Wir erwarten eine Teilnehmendenanzahl von insgesamt etwa 500 Personen, zusammengesetzt aus Streaming-Followern und Besucherinnen der Konzertveranstaltungen. MONSTERA Zeitplan Probenbeginn: November 2021 Recherche, Entwicklung der Szenografie, der Charaktere und des Kostümbilds, Komposition der Musik, gemeinsame Proben und Zusammensetzung, Testläufe, Werbung und Begleitung des Prozesses über Social Media. Ab Frühjahr 2022 Kick-Off der Band via Social Media. Uraufführungen im Mai/Juni 2022 mit insgesamt 4 Konzerten. Kooperationen Transition Town Hannover e.V. wird uns zur Seite stehen, um die ehemalige Paul- Dohrmann-Schule als Location für Proben und eine Aufführung zu nutzen. Ebenfalls wird der Verein über seine Kanäle Werbung für das Projekt schalten. Mit Hilfe der Agentur für Zwischenraumnutzung e.V. werden wir insbesondere auch nicht-theatrale Räume im Raum Hannover ausfindig machen und bespielen, wie beispielsweise leere Geschäftsräume, interessante OFF-Locations, und kleinere Konzertbühnen/ Musik-Clubs etc. Außerdem wird uns das Team des Theater an der Glocksee e.V. künstlerisch beratend zur Seite stehen und die mediale Umsetzung/Technik sowie Öffentlichkeitsarbeit/Werbung mit unterstützen. Als Veranstaltungsort des Konzerts in Hannover sind wir mit dem Platzprojekt e.V. im Gespräch. In Einbeck streben wir an mit der jungen Linde zu kooperieren, ebenso in Uelzen mit dem BAXX und in Wilhelmshaven voraussichtlich mit dem Pumpwerk. MONSTERA Antragsteller/Team Die Agentur für anderes Wachstum e.V. ist ein noch sehr junger Zusammenschluss zwischen Naturschützerinnen und Kulturschaffenden, der sich zu Beginn der Corona Pandemie gegründet hat. Der Verein arbeitet an der Schnittstelle von Kultur und Natur; er möchte im Kontext von Klimawandel und endlichen natürlichen Ressourcen neue Kulturwerte schaffen, in Richtung einer besseren Vereinbarkeit von Kultur und Natur. Im Vordergrund steht dabei die Gestaltung einer vielfältigen, bewussten und achtsamen Gesellschaft, der Schutz natürlicher Ressourcen und die Förderung von kulturellen Gleichgewichten. In Verantwortung für den globalen Süden, künftige Generationen, und für
nicht-menschliches Leben generiert der Verein öffentliche Aufmerksamkeit für Themenkomplexe wie Dekolonisation, Postwachstum, Nachhaltigkeit und Ökologie. Dafür nutzt er die gesellschaftliche Innovationskraft kultureller Praktiken, mittels geeigneter Kunst- und Kulturformaten sowie der Projekt- und Bildungsarbeit im Umweltbereich.
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Beteiligte/Kurzvitae
Das 6-köpfige Kollektiv leitet das Projekt künstlerisch gemeinsam, bringt jedoch verschiedene Schwerpunkte ein:
Robin Bongarts, 1989 , Ausbildung zum Zauberkünstler (Akademie des Arts Magique) in Frankreich, anschließend Schauspielausbildung (Bühnenstudio der darstellenden Künste) in Hamburg. Seitdem vor allem im Norden Deutschlands auf diversen Bühnen und gelegentlich vor der Kamera zu sehen. Ein besonderer Fokus in seiner Arbeit liegt darin, eine Verbindung zwischen Zauberei/ Illusion und Schauspiel herzustellen. Seit einigen Jahren auch im Garten und Landschaftsbereich, speziell in der Baumpflege, tätig. robinbongarts.de Rebecca Junghans, 1991, Schauspielausbildung in Hamburg, ist sowohl in der freien Szene
mit Fokus auf Stückentwicklungen (u.A. am Theater an der Glocksee, 2020 mit eigener Konzipierung des Liederabends “Salon des Plantes”) als auch als Gast an diversen Theatern tätig. Gründungsmitglied des Performance Kollektivs Golgi Apparatus. Sprecherin. Jugendleiterin. Balkonbesitzerin.
rebecca-junghans.de
Leila Antary, 1992, Gründungsmitglied, Sängerin, Gitarristin und Songwriterin der Band ELDA. Außerdem staatl. anerkannte Sozialarbeiterin mit dem Schwerpunkt Kultur und Medien mit dem Fokus auf Musik und Videodreh, Mitglied des pädagogischen Kunstvereins SpinnKultur e.V. mit Erfahrung in kunstpädagogischer Projektorganisation und Durchführung im Bereich Video und Musik (z.B. High Life Frankfurt), stationärer Jugendhilfe und Beratung von Jugendlichen. Alessa Stupka, 1993, Gründungsmitglied, Sängerin, Bassistin und Songwriterin der Band ELDA. Pädagogische Erfahrung in den Bereichen Schulbildung (Staatsexamen für das
Lehramt an Gymnasien mit den Fächern Philosophie und Spanisch), Kindergartenarbeit, Betreuung von Menschen mit Behinderung und Workshop Leitung.
elda-band.de
MONSTERA
Dorothea Kurtz, 1985, MA Inszenierung der Künste u.d. Medien, Universität Hildesheim, BA Bühnen-und Kostümbildnerin und freie Kulturmanagerin, arbeitet seit Jahren an der Schnittstelle von Theater/Soziokultur und dem Feld der Postwachstumsökonomie/Nach- haltigkeitskultur, wie etwa 2019 im Pestel Institut als Koordinatorin für die “essbare Stadt” und als Mitgründerin des Ernährungsrats Hannover. Tobias Weiß, 1992, Bachelor Music Production, Diplom Sound Engineering, Composer für u.A. Videospiele/Imagefilme, aber auch Vertonung für Bücher (Lost Children of Andromeda
– Jason Michael Primrose). Komponist im Bereich Theater (z.B. für das LTT Tübingen).
Technikbegeistert.
film-and-gamemusic.com